Traditionelle chinesische Medizin (TCM) –
die älteste Heilmethode der Welt

In den letzten Jahren findet dieses ganzheitliche Medizinsystem immer mehr wissenschaftliche Anerkennung und Bedeutung. Die chinesische Medizin hat sich sowohl in der Therapie bei vielen chronischen und akuten Krankheiten, als auch zu ihrer Vorbeugung gut bewährt. Nur ein gesunder Mensch kann harmonisch, zufrieden und glücklich sein.

Die Philosophie der chinesischen Medizin setzt sich aus drei Bauelementen zusammen:

• Die Lehre von Yin und Yang: grundlegend ist hier ein Polaritätsprinzip: alles, was auf der Welt existiert, besteht aus zwei Gegensätzen – z.B. Tag und Nacht, Mann und Frau, Erde und Himmel, Haben und Tun, Substanz und Funktion, Leere und Fülle, Ruhe und Bewegung und so bis in die Unendlichkeit. Doch die Gegensätze ergeben stets ein Ganzes: Ohne die Nacht gibt es keinen Tag.

• Die Lehre von Qi: Der Begriff Qi wird aus dem Chinesischen als Lebensenergie übersetzt und ist in allem Lebendigen vorhanden – es bedeutet Leben, Dynamik und Bewegung. Das harmonische und fließende Qi in den Kanälen (Meridiane genannt) bedeutet Gesundheit, blockiertes Qi bedeutet Krankheit.

• Die Fünf Elementen Lehre (Die fünf Wandlungsphasen) ist ein Entsprechungssystem, in dem alle Naturabläufe und Phänomene zu den symbolischen fünf Elementen (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) zugeordnet werden können. Alle Elemente sind füreinander da, voneinander abhängig und miteinander im Wechselspiel.

Akupunktur

Akupunktur ist der bekannteste, meist angewendeter Teil der chinesischen Medizin und gehört zu den faszinierenden und erfolgreichen Bereicherungen der modernen Medizin auf der ganzen Welt.

Die Akupunktur beruht auf der Lehre von den Meridianen (Energiekanälen), die den Körper durchströmen; auf diesen befinden sich auch die Akupunkturpunkte. In den Meridianen kreist die Lebensenergie, genannt Qi.

Nach der Vorstellung der chinesischen Medizin, bedeutet nur das harmonische und ungestörte Fließen des Qi durch den ganzen Körper eine gute Gesundheit. Der Mensch erkrankt, wenn der Fluss des Qi gestört oder blockiert wird.

Nach der Diagnosestellung (Puls-Zunge) werden Akupunkturpunkte ausgesucht und eingestochen, um das Qi in die richtige Bahn zu lenken. Durch die Nadelmanipulation wird das Qi stimuliert, seine Störungen dadurch behoben. In der heutigen Zeit werden bei der Akupunktur sterile Einmalnadel in verschiedenen Längen und Größen verwendet.

Schmerztherapie in der chinesischen Medizin

Gesundheit ist mehr als fehlender Schmerz – Gesundheit ist Lebensfreude!
(Unbekannt)

Die Schmerzempfindung liefert wichtige Botschaften, die den Menschen warnen, schützen und ihn dazu bewegen können, sein Verhalten zu ändern.

In der chinesischen Medizin wird jeder Schmerz als eine Qi-Blockade angesehen: Ein harmonisches und natürliches Fließen des Qi in den Meridianen ist unterbrochen oder gestört. Dabei spielen die äußeren und inneren pathogenen Einflüsse eine zentrale Rolle.

Nach einer sorgfältigen Anamnese, Puls- und Zungendiagnostik, wird ein Disharmoniemuster festgestellt und nach den Regeln der chinesischen Medizin therapiert. Hierzu werden Nadeln gesetzt, um den Fluss der Energie wiederherzustellen. Wenn eine Kälteblockade vorliegt, wird zusätzlich die Moxibustion (Wärmebehandlung mit Moxakraut) eingesetzt.

Schädelakupunktur

Die neue Schädelakupunktur nach Yamamoto (YNSA) wurde von einem japanischen Arzt Toshikatsu Yamamoto Ende der 60er Jahre entwickelt.

Seit Jahrzehnten gehört diese Sonderform der Akupunktur zu erfolgreichen Methoden am Somatotop (die Darstellung des gesamten Körpers auf einem Teil des Körpers, in diesem Fall, am Schädel) und hat identische Indikationen wie die klassische chinesische Körperakupunktur.

In der Praxis der asiatischen Medizin hat die neue Schädelakupunktur ihren Platz fest eingenommen und wird entweder als Monotherapie oder als Teil des gesamten Konzepts der alternativen Behandlung bei vielen Krankheitsbildern (z. B. Facialisparese, Tinnitus) angewendet. Vor allem wird diese Methode häufig in der Schmerztherapie und bei Lähmungen unterschiedlicher Genese angewendet.

Moxibustion

Die Moxibustion (Jin Fa-Brennen) ist der wichtigste Teil der gesamten chinesischen Medizin und ist von der Akupunktur unzertrennlich.

Ein grundlegender Gedanke dabei ist, dass die kalten Punkstellen des Körpers erwärmt werden müssen. Äußere oder innere Kälte führen zu Blockaden des Qi und des Blutflusses, sie können Energieschwäche oder -verluste zur Folge haben, was sich in bestimmten Krankheitsbildern äußert.

Durch die Verbrennung von bestimmten Stoffen (meistens sind aus Beifuß gerollte Moxa-Zigarren, Moxa-Kegel, lose Moxakraut, Moxastifte etc.) entsteht viel Wärme oder Hitze. Diese wiederum vertreiben im direkten Kontakt mit der Haut des Patienten oder durch Erwärmung der Akupunkturnadeln die Kälte und Blockaden aus dem Körper. So wird ein harmonisches Fließen des Qi wiederhergestellt, was in der alten chinesischen Vorstellung ein Zeichen für Gesundheit ist.

Koreanische Handakupunktur

Koryo Suthithim (Koreanische Handakupunktur) ist eine moderne Art der Akupunktur, die von einem koreanischen Arzt Dr. Yoo Taewoo Anfang der 70er Jahre entdeckt und weiterentwickelt wurde. Wie schon der Name sagt, wird diese Methode entweder als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Techniken (z.B. als Ergänzung zur traditionellen Körperakupunktur) an den Händen angewendet. Alle aus dem traditionellen chinesischen Meridiansystem bekannten Meridiane und Punkte projizieren sich auf der Hand und werden in Übereinstimmung mit den Prinzipien und Indikationen der traditionellen asiatischen Medizin akupunktiert. Hierzu werden besonders kleine und dünne Nadeln auf die Hand gesetzt.

Augenakupunktur nach Boel

Die Augenakupunktur nach Professor John Boel ist eine relativ neue Sonderform der Akupunktur und wird seit ca. 20 Jahren weltweit mit Erfolg angewendet. Die Methode basiert auf den Überlegungen und praktischen Vorgehensweisen der chinesischen Medizin und wurde durch Punktkombination aus vielen bekannten Akupunktursystemen (z.B. koreanische Su-Jok-Akupunktur, das Eciwo-System, NPSO nach Rudolf Siener) von Boel ergänzt und weiterentwickelt. Fast alle Augenkrankheiten lassen sich mit dieser Akupunktur behandeln, was in vielen Fällen sinnvolle, wirksame, ganzheitliche, nebenwirkungsfreie und mit anderen naturheilkundlichen (und schulmedizinischen) Methoden gut kombinierbare Ergänzung darstellt. Dabei werden Punkte am Kopf, an den Händen und Füßen, sowie Punkte oberhalb der Kniescheiben akupunktiert. Am häufigsten wird die Augenakupunktur nach Boel bei solchen Erkrankungen wie Glaukom (Grüner Star), Makuladegeneration, Retinitis Pigmentosa, Netzhautablösungen, diabetische Retinopathie etc. angewendet und erfolgreich eingesetzt.

Die Ernährung nach den fünf Elementen

Die Ernährung nach den fünf Elementen ist ein wichtiger Bestandteil der gesamten chinesischen Medizin und wird als ein therapeutisches Mittel gesehen. Nach einer alten chinesischen Vorstellung kann die Nahrung die Gesundheit eines Menschen unterstützen, ihm Kraft geben, Krankheiten vorbeugen und ihm helfen, ein glückliches und harmonisches Leben zu führen, oder den Menschen krank und unglücklich machen. Alle Nahrungsmittel werden entsprechend ihrer thermischen Wirkung eingeteilt: heiß, warm, neutral, erfrischend und kalt. In der Praxis hat es eine große Bedeutung: z.B. wenn der Patient unter innerer Hitze leidet, so kann es der Therapeut mittels einer Anamnese (Puls- und Zungendiagnostik), einer Analyse der Krankheitserscheinungen und Körperfunktionen bestimmen. Bevorzugt der Patient weiterhin hitzeerzeugende und heiße Speisen, kann sich sein Leiden dadurch verschlimmern. Und umgekehrt: unter der inneren Kälte leidender Patient, der sich von kalten und erfrischenden Speisen ernährt, unterstützt dadurch seine Krankheit.
Außerdem sind die fünf Geschmacksrichtungen – sauer, bitter, süß, scharf, salzig – in dem Ernährungssystem nach den fünf Elementen sehr wichtig. Außerdem sind auch die Jahreszeiten, die Konstitution des Patienten, das Alter, die Ernährungsgewohnheiten und die Art des Kochens zu berücksichtigen.

Diagnostik in der chinesischen Medizin

Allen Therapien, sowohl in der herkömmlichen, als auch in den alternativen Heilverfahren, geht die Diagnosestellung voraus. Um eine Diagnose in der chinesischen Medizin erstellen zu können, nutzt der Therapeut alle zugänglichen Informationen. Die gewinnt er durch die seit der Han Dynastie (ca.200 v. Chr. – 220 n. Chr.) bekannten Untersuchungsmethoden: 1) Betrachten und Sehen; 2) Hören und Riechen; 3) Erfragen; 4) Untersuchen (Zunge) und Tasten (Puls). Alle Erscheinungen und individuelle Symptome des Patienten werden nach acht diagnostischen Kriterien analysiert: Yin-Yang, Innen-Außen, Leere-Fülle, Kälte-Hitze, um ein Disharmonie-Muster festzustellen. Nach der alten chinesischen Vorstellung können nur ein ungestörtes Fließen des Qi und Gleichgewicht zwischen Yin und Yang gute Gesundheit bedeuten.

Blutegeltherapie (Hirudotherapie)

Die Blutegeltherapie ist eine gut bewährte, seit Jahrtausenden bekannte und heute neu entdeckte Methode, die bei verschiedenen Krankheitsbildern zum anhaltenden Erfolg führt. Unter vielen Indikationen werden am häufigsten die Patienten mit Venenproblemen und Gelenkbeschwerden behandelt. Immer mehr Patienten, z.B. mit Kniearthrose, nehmen die Möglichkeit in Anspruch, den Schmerz und die Steifigkeit zu lindern, die Einnahme der Schmerzmittel zu reduzieren oder diese gar absetzen zu können.
Aus der Familie der Blutegel werden hier die Blutegel Hirudo medicinalis eingesetzt. Zwar saugen die Tiere während der Behandlung das Blut auf, jedoch nicht in großer Menge. Der Unterschied zu den blutentziehenden Maßnahmen ist der, dass der Egel ein Sekret in den Körper des Patienten ausscheidet, der für den heilenden Effekt verantwortlich ist. Die im Sekret enthaltenen Substanzen verdünnen das Blut, fördern die Durchblutung, lindern die Schmerzen, wirken entzündungshemmend und entkrampfend. In der Regel ist diese Behandlung gut verträglich und frei von ungewünschten Nebenwirkungen.

Augmentierte Akupunktur (bei Heuschnupfen)

Diese Methode wurde von Dr. D. Covic entwickelt. Hier wird die Akupunktur zur Verstärkung der Wirkung mit der Elektrostimulation an ausgesuchten „Windpunkten“ kombiniert. Im Gegensatz zu der traditionellen chinesischen Akupunktur können hier bereits aufgetretenen Beschwerden optimal behandelt werden, mit einer Verbesserung, die bereits nach 2-3 Tagen eintritt und etwa 4-6 Wochen anhalten kann. In der Regel ist bei dieser Methode nur eine Sitzung nötig, um die jahreszeitbedingte allergische Rhinitis zu überstehen. Bei einer nicht ausreichenden Wirkung sind Wiederholungen jederzeit möglich. Diese Therapieform kann mit weiteren Ansätzen der traditionellen chinesischen Medizin, vor allem mit der Ernährung nach den fünf Elementen oder Ohrakupunktur, unterstützt werden.

Schröpfkopftherapie(Ba Guan Zi)

Es existieren sehr viele Schröpfkopfmodelle aus verschiedenen Materialien und in unterschiedlichen Größen. Meistens werden Köpfe aus Glas (blutiges oder Feuerschröpfen) oder Plastik angewandt. Die durchsichtigen Köpfe haben einen Vorteil: sie ermöglichen es dem Therapeuten, die Reaktion der Haut zu sehen und die Behandlungsdauer besser zu regulieren.
Einige Beispiele für die Indikationen: Schmerzen, verursacht durch Hitze – Fülle – Feuchtigkeit; Kreuz- und Rückenschmerzen; Kopfschmerzen; Bauchschmerzen durch Unterkühlung oder Verdauungsstörungen; Bluthochdruck; Husten und asthmatische Beschwerden etc. In meiner Praxis bevorzuge ich die Verwendung der elastischen Schröpfköpfe, die nach reichlichem Einölen der Haut hohe Flexibilität und Beweglichkeit bei der Massage ermöglichen.

Ohrakupunktur

Die Ohrakupunktur nimmt ihren Ursprung vor etwa zwei Tausend Jahren. Aktuell sind zwei große Schulen bekannt – die chinesische und die französische nach Nogier. „Das Ohr ist der Ort, an dem sich alle Meridiane treffen“ – dieser Satz aus einem altchinesischen Buch erklärt die Bedeutung der Ohrakupunktur für die ganze asiatische Medizin. Am Ohr ist der gesamte Menschenorganismus präsent. Es sind etwa über 200 Punkte beschrieben, von denen etwa 80 am häufigsten akupunktiert werden. Dabei ist die genaue Lokalisation von einer ausschlaggebenden Bedeutung. Die Ohrakupunktur kann entweder alleine oder in Kombination mit anderen bekannten Akupunktursystemen durchgeführt werden. Die Nadelung von bestimmten Ohrpunkten hat sich vor allem in der Schmerz- und Suchttherapie (Rauchen- und Drogenentwöhnung, Adipositas) bewährt. In der Regel sind in der Woche zwei Sitzungen notwendig, die mit der Körperakupunktur kombiniert, durch die Einsetzung der Dauernadeln unterstützt und von den allgemeinen Empfehlungen aus der Schatzkammer der asiatischen Medizin ergänzt werden.